Auszug aus Vater Wilhelms Wochenbrief

The gatekeeperGefreut habe ich mich in diesen Tagen über die tägliche Berichterstattung von der Konferenz in Berlin, vor allem an dem schönen Bild von Wilhelm mit zwei anderen offiziellen Gästen. Den Amtsbruder aus Belgien kenne ich. Der zur Linken von Wilhelm saß, habe ich nicht erkannt. Die Notiz, dass Wilhelm sein Grußwort nicht so kurz machen wollte, wie Onkel Weinert das einmal in Berlin gemacht hat, hat sicher wie damals manchen lachen lassen. Sohn und Schwiegertochter, denen ich die Geschichte von Onkel Weinerts Grußwort kürzlich erzählte, kannten die Geschichte nicht und freuten sich über die Tatsache, dass das Grußwort: “Afrika lässt grüßen” Onkel Weinert so richtig in seiner Art lebendig werden ließ. Siegfried und Ingrid Weinert gehören seit einiger Zeit hier zur Lüneburger Gemeinde, seit sie nach Paulpietersburg umgezogen sind.
In diesen Tagen ist die Arbeit an Benekes Dach ein gut Stück weiter geschafft worden. Es wird auch sonst noch manches getan. Die vordere Veranda soll eine Wand mit großem Fenster bekommen, und beim Kücheneingang gibt es auch Veränderung. Dieter Klingenberg, ein Bruder von Kurt Klingenberg, hat erstaunlich zuverlässige und tüchtige Arbeiter, die genau wissen, wie der Arbeitgeber die Arbeit getan haben will. Mit Handy können sie sich gut mit Dieter verständigen. Er ist oft an einer anderen Baustelle. Die Arbeit geht hier weiter.
Ob nun alles fertig sein wird, bis die Besucher Freitag eintreffen, kann ich mir kaum vorstellen. Was noch ungetan sein wird, wird das Zusammensein und das Unterbringen nicht stören. Karin hat das, was sie an einer neuen Flickendecke fertig haben wollte, gestern stolz zeigen können, und die Flickendecke wird dann gleich, auch wenn sie noch nicht ganz fertig ist, in ihrer schönen Farbenpracht bewundert werden können. Mit der neuen Nähmaschine hätte die Arbeit an der Flickendecke ganz besondere Freude bereitet.
Ich kann leider nicht davon berichten, dass ich eine der vorgenommenen Arbeit fertig machen konnte. Die Freude werde ich kaum noch in diesem Jahr erleben. Dafür muss halt die Freude, dass das Konkordienbuch in Tswana in diesem Jahr erscheinen konnte, noch eine Weile anhalten und gut stehen. Ruth sagte mir gestern, sie könnte ja mir einiges in Zulu abschreiben. Von diesem Angebot will ich gerne Gebrauch machen, wenigstens von den Vorlagen über ausgewählte Psalmen, die ich in Enhlanhleni vorgetragen habe. Ob Ruth auch den Mut haben wird, einiges in Tswana abzuschreiben, weiß ich noch nicht. Dann wäre das auch eine große Hilfe, wenn alte Predigten in Tswana, die ins Predigtbuch, das zu den Sonntagsevangelien herausgegeben werden soll, aufgenommen werden sollen und vor der Zeit, bevor die Predigten in den Rechner hineingeschrieben wurden, erschienen. Wilhelm hat zwar gesagt, das Abschreiben könnten möglicherweise auch Tswanasprechende Studenten machen, aber da müsste die Arbeit aller Wahrscheinlichkeit nach bezahlt werden. Ruth würde die Arbeit aus Gefälligkeit tun. Ich werde auch versuchen, ob man wenigsten die Predigten scanen und bearbeiten kann zur Herausgabe. Wenn ich das nicht kann, macht Ruth das vielleicht, wie sie damals die Ditiragalo tsa Beibele, das biblische Geschichtbuch, in Tswana gescant hat, das ich zum Druck mit Bildern vorbereiten konnte.
Nun freuen wir uns, dass wir gestern gute Nachricht über das Wohlergehen von Ulf Pontow bekommen haben, von guter Heilung des Oberschenkelbruchs und Erholung von der Operation. Selbstverständlich soll heute die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Schwiegerkindern, Kindern und Enkeln zum nächsten Wochenende nicht unerwähnt bleiben. Auch dieses Mal werden nicht alle kommen. Wir freuen uns über jeden, der kommen kann und auch kommt. Ruth rechnet mit über fünfzig, für die sie Übernachtung geplant hat.
Vor Jahren war das Posaunenfest auch am 4. Sonntag nach Trinitatis. Wenn ich mich recht entsinne, war das in Kirchdorf, und Pastor Wilhelm Bente war gebeten, die Predigt zu halten. Damals hielt man sich noch an die altkirchlichen Episteln und Evangelien. Er predigte die altkirchliche Epistel aus Römer 8 nach dem unrevidierten Luthertext: “Ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll geoffenbart werden”, wie man den Text in den Epistelpredigten von Louis Harms und in Luthers Epistelpostille noch nachlesen kann. Das ist schon bedenkenswert, dass alles Feiern – auch in der Kirche – sich nicht messen kann an der Herrlichkeit der Feste und der Feiern, die wir im Himmel erleben werden, und wir allen Grund haben, uns auf die ewige Herrlichkeit zu freuen. Das bestätigt das, was Pastor, bzw. Präses Wiesinger oft in Schlussansprachen zitierte, sicher mit der Absicht, unreines Blasen und überhaupt unser Musizieren hier auf Erden zu entschuldigen und für verbesserungsbedürftig zu halten, und die Vorfreude auf die Vollkommenheit alles Tuns in Gottes Herrlichkeit hervorzuheben: “Im Himmel soll es besser werden.” Dass dabei von manchen das Ich im nächsten Satz: wenn ich bei den Engeln bin, betont wird, war ein Gedanke, der mir erst bewusst wurde, als Pastor Laabs spottend das Ich betonte, wenn gutes Singen und Blasen allzu sehr hervorgehoben wurden. Der Dichter hat selber sehr wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass es im Himmel durch seine Ankunft dort besser sein wird, sondern dabei hat er gewiss an Römer 8:18 gedacht, dass er es nach dem Leiden hier auf Erden im Himmel besser haben wird, wenn er bei den Engeln ist. Wollen wir hoffen, dass keiner von den Bläsern oder Dirigenten sich einbildet, dass er einmal im Himmel den himmlischen Chören etwas wird beibringen können. Da wird alle Schwachheit um und an von uns sein abgetan. Sicher haben Bach und Mozart im Himmel noch etwas dazulernen können und müssen. Das sage ich so, weil mancher Lutheraner es öffentlich gesagt hat, dass im Himmel sicher Bachkantaten oder -oratorien gesungen werden, und Karl Barth behauptet hat, im Himmel würde gewiss Mozart gesungen werden. Es ist gut, dass wir das nicht wissen, und wir uns überraschen lassen dürfen und können.